..und am Ende gewinnt Teufen!

Nach drei Spielen in der vierten Liga steht die zweite Mannschaft des FC Teufen – notabene als Aufsteiger – verlustpunktlos an der Tabellenspitze. Die Erfolgsequipe ist seit rund einem Jahr ungeschlagen. Was bisher in akademischer Hinsicht fast ausschliesslich Sportwissenschaftler beschäftigte, steht nun auch zunehmend im Fokus der sprachwissenschaftlichen Forschung.

„Was der FC Teufen im vergangenen Jahr gezeigt hat, stellt uns vor eine neue Herausforderung“, sagt Prof. Dr. Dr. h.c. Wilfried Schuppke vom Zentraleuropäischen Institut für Sprachforschung. Der renommierte Sprachwissenschaftler spricht damit die scheinbar unlösbare Aufgabe an, die Leistungen des FC Teufen in Worte zu fassen. Während aufgrund der ausserordentlichen Erfolge des Teams Sportwissenschaftler aus aller Welt bereits vor geraumer Zeit auf die Mannschaft aus dem Osten der Schweiz aufmerksam geworden sind, haben sich geisteswissenschaftliche Akademiker dem Phänomen erst vor Kurzem zugewandt. „Wir sind von Kollegen aus sportwissenschaftlichen Abteilungen verschiedener Hochschulen angefragt worden, um bei der schriftlichen Erfassung des Phänomens behilflich zu sein. Anfänglich dachten wir, dass es sich dabei um einen schlechten Witz handelte.“ Doch dann begutachtete Schuppke mit seinem Team ein Spiel des FC Teufen. „Wir trauten unseren Augen nicht. Bereits während der Partie versuchten wir, die Geschehnisse auf dem Feld schriftlich zu erfassen. Innert kürzester Zeit mussten wir jedoch feststellen, dass sich der FC Teufen über die sprachlichen Schranken hinausgespielt hat. Die Mannschaft hat tatsächlich die Grenzen der deutschen Sprache gesprengt.“

Seit knapp einem Jahr ist die zweite Mannschaft des FC Teufen ungeschlagen. Bereits in der zweiten Hälfte der Vorrunde der vergangenen Saison reihte die Truppe Sieg an Sieg. Auch in der neuen Spielzeit, die folgerichtig in einer höheren Spielklasse bestritten wird, reisst die Serie nicht ab. Die gegnerischen Mannschaften sind allesamt nahe an der Verzweiflung. „Wir waren chancenlos. Was der FC Teufen auf den Platz zauberte, ist unbeschreiblich“, sagt der Captain einer Mannschaft, die der Teufner Fussballmaschinerie zum Opfer gefallen ist.

Diesem Verdikt der Unbeschreiblichkeit des Dargebotenen schliesst sich, wie bereits dargelegt, auch die Wissenschaft an. Das Team um Professor Schuppke hat nach der Konstatierung des eigenen Unvermögens umgehend eine Taskforce, bestehend aus den weltweit führenden Sprachforschenden, einberufen. Auch die anderen Experten waren sich aufgrund des vorgeführten Videomaterials nach wenigen Spielausschnitten einig, dass der Auftritt beziehungsweise die Spielweise des FC Teufen mit dem bestehenden deutschen Sprachkorpus nicht erfasst werden kann. Zwar haben Forschende aus anderen Sprachregionen Vorschläge zur Linderung der Mangelerscheinung der deutschen Sprache eingereicht. Dabei standen auch Sprachgrenzen übergreifende Wortkombinationen im Fokus. Doch insgeheim waren sich alle Experten von Beginn weg einig, dass man es hier mit etwas neuem, andersartigen, vielleicht gar extraterrestrischen zu tun hat. „Über die mangelnde Erfassbarkeit des Spiels der Teufner Mannschaft mittels bestehender sprachlicher Mittel bestand schnell ein Konsens“, fügt Schuppke an. „Deshalb standen bereits zu Beginn Neologismen und neue Arten von Superlativen im Zentrum der Diskussion.“ Die Forschenden mussten sich aber nach monatelanger Arbeit eingestehen, dass der vom FC Teufen vorgetragene Fussball nur mit dem sogenannt „asymptotischen Verfahren“ sprachlich erfasst werden kann. „Dabei wird mittels einer systematischen Aneinanderreihung von Adjektiven, Adverbien und Substantiven eine einigermassen adäquate Wiedergabe der Geschehnisse erreicht, welche diese annäherungsweise, aber nie gänzlich, zum Ausdruck bringen kann“, erklärt der Sprachforscher Schuppke.

Beim FC Teufen fühlt man sich geehrt, mit dem auf dem Rasen Gezeigten neben sportlichen nun auch sprachliche Grenzen durchbrochen zu haben. „Wir nehmen die Befunde mit Freude zur Kenntnis“, sagt ein Führungsspieler der Mannschaft. Für die Wissenschaft, die bereits mit den momentanen Verhältnissen überfordert ist, hat er zudem keine guten Neuigkeiten: „Wir sind noch lange nicht an unserer Leistungsgrenze. Die Saison hat gerade erst begonnen, langsam haben wir uns warm gelaufen. Wir nehmen den Schwung aus den ersten Partien mit und starten nun langsam aber sicher unsere Triebwerke. Das war noch lange nicht alles.“ In wissenschaftlicher Hinsicht bleibt zu hoffen, dass diese Ankündigung nicht umgesetzt wird – ansonsten stünden bald auch die vermeintlich universell gültigen Gesetze der Naturwissenschaft auf dem Spiel. Ein neues Gesetz hat sich indes sowieso bereits herauskristallisiert: Der Ball ist rund, das Spiel geht 90 Minuten und am Ende gewinnt Teufen!

ml