Das Rezept der 2. Mannschaft
Das Rezept
Wer hat’s erfunden? Klar: die Schweizer! Wer genau? Logisch: die Teufner! Wer jetzt immer noch denkt, dass hier von den weltweit bekannten Kräuterbonbons aus der Nordwestschweiz die Rede ist, liegt weit daneben. Vielmehr geht es um viel grundlegendere und – nebenbei erwähnt – nicht minder bekannte und populäre Dinge (des Amateurfussballerlebens) wie Spielfreude, Erfolg, Eleganz, Ästhetik, Spass und – das versteht sich von selbst – Ironie, Sarkasmus, grenzwertigen Humor und massvolle Überheblichkeit. Und das alles sollen die Teufner erfunden haben? Selbstverständlich lautet die Antwort in Bezug auf die einzelnen Komponenten nein. Wenn wir aber von der Mischung der Elemente sprechen, fällt es jedem nur halbwegs objektiven Beobachter schwer, der zweiten Mannschaft des FC Teufen die einzigartige Kombination dieser Faktoren abzusprechen. Habe ich schon zu viel verraten? Ist das Rezept nun einer breiten Öffentlichkeit bekannt und der Vorteil für immer verloren? Wird man zukünftig nur noch in den düsteren Kreisen des Fussballer-Fussvolkes mitmischen können und die Vormachtstellung verlieren? Mitnichten! Weder alle einzelnen Inhaltsstoffe noch – und dies ist der eigentliche Kern, das Alleinstellungsmerkmal schlechthin – die Art und Weise der einzigartigen Vermischung wurden preisgegeben. Gut appenzellisch kann ich bereits an dieser Stelle verraten und damit gleichzeitig all diejenigen enttäuschen, die sich von der Lektüre dieses Textes auch einen pragmatischen Nutzen erhofft haben: Das Rezept bleibt geheim!
Nichtsdestotrotz wollen wir an dieser Stelle einige im Umfeld des Teams und des Vereins heiss diskutierte Spekulationen über das Rezept skizzieren. 1. Das „Miraculix-Szenario“: Zeitweise wurden – insbesondere aus den Lagern der Woche für Woche jämmerlich unterlegenen Gegner – Stimmen laut, die einen Druiden hinter den unheimlich starken Leistungen des Teufner Teams vermuten. Einige sprechen diesbezüglich auch von Ungereimtheiten und mysteriösen Vorgängen im Materialhäuschen im Landhaus. 2. Das „Trainer-Szenario“: Zu Beginn der Rückrunde meinten einige Leute, dass die ansatzweise übermenschlich anmutenden Leistungen der Mannschaft vielleicht auf die Arbeit des Coachs zurückgeführt werden können. Verständlicherweise lösten sich diese Vermutungen jedoch umgehend wieder in Luft auf. 3. Das „Rasenmäher-Szenario“: Seit einiger Zeit kurvt bei Tag und Nacht ein unbemanntes Gefährt, das die Form und Grösse eines kleinen Rochens besitzt, über den Hauptplatz in der Landhaus-Arena in Teufen. Die Maschine wurde mit einem Etikett „Ich koste CHF 22‘000.-“ versehen, das vielleicht nur als Vorwand dafür dienen soll, neugierige Spürnasen fernzuhalten. Hat der (vermeintliche) Rasenmäher etwas mit dem Rezept zu tun? Ist er die Quelle bzw. der Ursprung des Erfolgs?
Wie man die Szenarien auch dreht und wendet, mit Eventualitäten ausmalt und kreative Möglichkeiten in Betracht zieht – eines bleibt: Die Ungewissheit. Man weiss nicht, worauf die Unschlagbarkeit, die betörende Ausstrahlung und die grenzenlos scheinende (nicht nur fussballerische) Potenz und Fruchtbarkeit des Teufner Teams beruhen und wird es aller Voraussicht nach auch nie herausfinden. Wer könnte denn überhaupt mehr über das Rezept wissen? Sind es doch die von Ricola, die im Appenzellerland mitmischen? Oder – aber das wäre fast ein wenig plump – die griesgrämigen Appenzeller Käser, die ihr Rezept ebenfalls nicht herausrücken? Auch Funktionäre und die Spieler selbst können sich die mysteriösen Umstände nicht erklären.
Was ist denn nun das Rezept genau und was bewirkt es? Wieso existiert es überhaupt und wer (oder was) hat dabei die Hände (oder sonst irgendetwas) im Spiel? Kurze und klare Antwort: Das weiss niemand. Feststeht: Das Rezept bewirkt etwas. Wie und wieso bleibt weitgehend unklar. In diesem Sinne: Aus Freude am runden Leder und dem Spiel, liberté, égalité, fraternité – oder auch in der Schweizer Version: Friede, Freude und Ricola für alle!